Samstag, 20. Mai 2017

Nachbarschaftsquartiere gegen die Vereinsamung (2)

Quartiersentwicklung in kleinen Schritten 


"Keine der großen Herausforderungen, vor denen wir in Politik und Gesellschaft stehen", schreibt der Bundes-tagsabgeordnete Michael Bürsch in seinem Aufsatz "Leitbild lebendige Bürgergesellschaft", "wird sich ohne das freiwillige Engagement von aktiven Bürgerinnen und Bürgern bewältigen lassen." Dies gilt insbesondere für jenen umfassenden Wandlungsprozess, der mit der Veränderung der Altersstruktur (nicht nur) der deutschen Gesellschaft verbunden ist. Hier muss die Frage beantwortet werden, wie regionale Daseinsvorsorge auf den demografischen Wandel reagieren und sich auf die veränderten Bedarfe einer alternden Wohnbevölkerung einstellen sollte und wie andererseits - angesichts nicht unerschöpflicher Ressourcen - die Gesamtheit der sozialen Aufgaben quer durch sämtliche Bevölkerungsgruppen noch zufriedenstellend erfüllt werden können. 

Ein zentraler Lösungsansatz aus Sicht der Generation 60 Plus, so stellte dies Ursula Kremer-Preiß, Leiterin des Fachbereichs Wohnen und Quartiersgestaltung im Kuratorium Deutsche Altershilfe, auf dem Fachkongress „Regionale Daseinsvorsorge: Wohnen - Siedlung - Infrastruktur in ländlichen Räumen“ vom 5. Juni 2013 in Berlin fest, sei die Weiterentwicklung von Wohnstandorten im Sinne von Quartiersprojekten, um das selbständige Wohnen im vertrauten Wohnumfeld zu erhalten. Bei einer solchen Quartiersentwicklung seien sechs Aspekte besonders zu beachten:

  • generationengerechte räumliche Infrastruktur 
  • bedarfsgerechtes Wohnangebot, 
  • bedarfsgerechte Dienstleistungen und Angebote, 
  • tragende soziale Infrastruktur, 
  • wertschätzendes gesellschaftliches Umfeld sowie 
  • wohnortnahe Beratung und Begleitung 
Die erforderlichen Anpassungsprozesse in den (immer als "generationenübergreifend" verstandenen) Wohnquartieren sollen nach verbreiteter Auffassung auf dem Wege einer "kleinräumigen Vernetzung" (vgl. Kongressbericht S.12) erfolgen. Die speziellen Lösungen für die jeweiligen Bedarfe werden im Idealfall aus dem "Wohnquartier" als kleinster aktionsräumlicher Einheit heraus entwickelt, indem man "an den jeweils vorhandenen bzw. für das Quartier mobilisierbaren Potenzialen" ansetzt.

Dies ist nun allerdings leichter gesagt als getan. Heinze weist auf die "Erfolgskriterien und Restriktionen einer nachhaltigen Quartiersentwicklung" hin. So stellt er (vgl. S.16) im Hinblick auf die Weiterentwicklung von Wohnstandorten in Richtung auf "Caring Communities" fest:

>> Für soziale Aufgabenfelder wie das „vernetzte Wohnen“, die quer zu den etablierten Strukturen liegen, ist es jedoch schwierig, adäquate Finanzierungsstrukturen aufzubauen. Im deutschen System der sozialen Dienste existiert ein hoher Regulierungsgrad entlang der Säulen der Sozialgesetzgebung und deshalb stoßen neue integrative Angebote für „sorgende Gemeinschaften“ in dieser Landschaft [...] auf zahlreiche institutionelle Hürden. Es existiert für sie häufig keine klare öffentliche Finanzierungs- verantwortung.
Vor dem Hintergrund einer abgeschotteten Politiksegmentierung ist es nicht leicht, auf Quartiersebene kleinteilig vernetzte Versorgungsstrukturen zu etablieren, die es älteren Menschen ermöglichen, notwendige Versorgung und Dienstleistungen einschließlich Pflege und Betreuung innerhalb ihres Quartiers zu erreichen ‐ ganz zu schweigen davon, ihnen die Teilhabe am öffentlichen Leben sowie erweiterte Formen des Zusammenlebens über die Generationen hinweg und ein Altern in Würde zu ermöglichen. <<
Auch die oben bereits zitierte Zusammenfassung des Fachkongresses "Regionale Daseinsvorsorge..." (vgl. S. 13) weist auf hohe fachliche Anforderungen und einen kontinuierlich hohen Aufwand bei der Weiterentwicklung von Wohnstandorten hin:
>> Konkret bedeutet dies: „Jemand“ muss die Bedarfssituation vor Ort bzw. im Quartier / Dorf erkunden und Ideen entwickeln, wie vorhandene sozialstaatliche Leistungs- und Finanzierungsstränge wirtschaftlich und organisatorisch eingebunden werden können. Hierzu müssen Partner (z. B. Wohlfahrtsverbände) angesprochen, überzeugt, koordiniert und ggf. Kooperationsverträge ausgehandelt werden. Nicht minder wichtig ist es in der Regel, geeignete Räume zu finden, sie herzurichten (als Treffpunkte, für spezifische Angebote oder als altersgerechter Wohnraum) und für deren langfristige Bewirtschaftung eine geeignete Lösung / Trägerschaft aufzubauen. Schließlich leben derartige Quartierskonzepte von der Einbindung ehrenamtlicher Potenziale und vom Aufbau guter Nachbarschaften (informelle Nachbarschaftshilfe). Dabei geht es nur vordergründig um Kosteneinsparung. Mindestens ebenso wichtig ist die sinnstiftende und ggf. sogar salutogenetisch, d.h. auf den Prozess der Gesundheit gerichtete wirksame Aktivierung der Bewohner.

Schon aus dieser sehr kursorischen Beschreibung wird deutlich, dass die Entwicklung und Umsetzung von Quartierskonzepten für das Leben und Wohnen im Alter mit einem erheblichen Aufwand und hohen Qualifikationsanforderungen verbunden ist. Die mittlerweile dokumentierten guten Beispiele [...] verdeutlichen einerseits die Tragfähigkeit des Quartiersansatzes, führen aber auch zu der These, dass die Verbreitung und vielfache Nachahmung derartiger Quartierskonzepte nicht allein durch den Vorbildeffekt der guten Beispiele in Gang kommt. Entscheidend ist, dass der Organisations- und Vernetzungsaufwand im Einzelfall hoch bleibt und vor Ort „jemand“ gefunden werden muss, der diesen Aufwand schultert. Insofern sind die Entstehungsbedingungen der vorhandenen Beispiele hinsichtlich Motivation und Leistungsfähigkeit zu beachten: Einmal handelt es sich um Beispiele, die im Umfeld des Netzwerkes SONG entstanden und insofern von dem damit verbundenen fachpolitischen Pioniergeist getragen werden. In anderen, eher von der Bürgerschaft organisierten Fällen sind es wie bei der Seniorengenossenschaft Riedlingen außergewöhnliche, in den handelnden Personen begründete Konstellationen. Beides kann kaum die Grundlage einer Übertragbarkeit und einer entsprechenden Verbreitung bzw. Regelanwendung sein. <<
Quartiersentwicklung auf Initiative einzelner (Gruppen) engagierter Bürger kann also von vornherein nur in einem recht bescheidenen Maßstab stattfinden, etwa indem man einzelne ihrer Aspekte (z.B. Stärkung von Nachbarschaften als Beitrag zur tragenden sozialen Infrastruktur) aufgreift. Um personelle und materielle Ressourcen zu schonen, sollte unbedingt an tatsächlich vorhandenen "mobilisierbaren Potenzialen" angeknüpft werden.

Dies bedeutet für die Handlungsstrategie, nicht ausgerechnet gleich zu Anfang die dicksten Bretter bohren zu wollen und sich der schwierigsten Quartiere anzunehmen, die theoretisch vielleicht den größten Bedarf an "Weiterentwicklung" haben mögen, dies aber gerade deshalb, weil es dort an allem fehlt, was als "mobilisierbares Potenzial" in Frage käme. Klüger wäre es stattdessen, sich Quartieren zuzuwenden, wo bereits bestimmte Formen des bürgerschaftlichen Engagements praktiziert werden, eine engagementfördernde Infrastruktur vorhanden ist oder anderweitig günstige Voraussetzungen vorliegen. Zudem sollte gleich zu Beginn der Entwicklungsarbeit eine entscheidende Vorklärung stattfinden: Neben der Entwicklung eines realistischen Handlungsansatzes und einer plausiblen Handlungsstrategie (nachvollziehbare Handlungsschritte) sollte vorab definiert werden, "wo man hin will", d.h. welche Ziele man zu einer bestimmten Zeit erreicht haben will oder welchen Zustand man als erfolgreiche Entwicklung des Quartiers betrachtet.

Am Beispiel des Vorhabens "Nachbarschaftsquartiere gegen die Vereinsamung", das der Vorsitzende des Kreisseniorenbeirats im Vogelsbergkreis, Dr. Bernd Liller, im Mai 2017 auf der Beiratssitzung in Lauterbach vorstellte, kann das oben Gesagte recht anschaulich demonstriert werden.

So schreibt die Oberhessische Zeitung am 19.05.2017 unter der Überschrift "Beirat sucht Pilotquartiere für neues Projekt":

Dr. Bernd Liller, Vorsitzender des Kreis-Seniorenbeirats, hat während eines Vortrags zum Thema „Nachbarschaftsquartier“ ein Projekt angeregt, bei dem es unter anderem darum gehen soll, sich in überschaubaren Räumen wieder näherzukommen und einen vertrauteren Umgang miteinander zu pflegen. Denn: „Wir wissen, dass auch bei uns auf dem Land oft Fälle trauriger Vereinsamung vorkommen – nicht nur Verkehrswege und Verkehrsmittel sind in unserem Flächenkreis für Senioren problematisch“, sagte er. Liller bat seine Kollegen im Kreis-Seniorenbeirat darum, sich in ihren Kommunen nach geeigneten „Pilot-Quartieren“ umzuschauen, mit denen in ein solches Projekt gestartet werden könnte. Mit einem Fragebogen sollen dann die nachbarschaftlichen Verhältnisse mit allen positiven und negativen Aspekten ausgelotet und das Interesse an Nachbarschaftstreffen abgefragt werden.
Hier sollen also mittels eines recht informellen Verfahrens ("sich umschauen in den Kommunen") von einem überschaubaren Personenkreis (19 Mitglieder des Seniorenbeirats) "Pilot-Quartiere" gefunden werden, mit denen ein Projekt gestartet werden kann, das allerdings zunächst einmal darin besteht, an den vorgeschlagenen Wohnstandorten per Fragebogen "die nachbarschaftlichen Verhältnisse auszuloten" und "das Interesse an Nachbarschaftstreffen" zu erkunden.

Plausibel ist hier zunächst die Beschränkung auf einige (wie viele?) Pilotquartiere. Aber welche Eigenschaften machen diese für das Projekt "geeignet"? Allein das Urteil der Seniorenbeiräte aus den 19 Städten und Gemeinden des Landkreises? Oder sollen erstere dadurch identifiziert werden, dass sie besonders günstige Voraussetzungen dafür bieten, "sich in überschaubaren Räumen wieder näherzukommen und einen vertrauteren Umgang miteinander zu pflegen"? Ein Auswahlkriterium wäre damit "Überschaubarkeit". Ein weiteres "Gelegenheit zu vertrautem Umgang miteinander". Aber was wären die äußeren Kennzeichen dieser Eigenschaften?

Im Prinzip könnten auch negative Kriterien zur Auswahl dienen. Als Pilotquartiere besonders geeignet wären dann etwa die besonders unüberschaubaren, in denen man ein hohes Maß "trauriger Vereinsamung" vermuten könnte. Aber woher weiß man das mit Sicherheit? Die Fragebogen-Erhebung, die die nachbarschaftlichen Verhältnisse mit allen positiven und negativen Aspekten" untersuchen soll, findet ja nach dem ersten Entwurf erst statt, nachdem das Pilotquartier bereits benannt ist. Und wäre es dort dann überhaupt möglich, günstige Bedingungen für einen vertrauteren Umgang miteinander zu schaffen, wenn sich die negativen Annahmen bestätigten?

Etwas anderes ist es, per Fragebogen das "Interesse an Nachbarschaftstreffen" festzustellen. Das kann man machen. Aber rennt man damit bei den Aufgeschlossenen in funktionierenden Nachbarschaften nicht offene Türen ein, während die Bewohner weniger begünstigter Wohnstandorte keinen Grund sehen dürften, mit ihren Nachbarn engeren Kontakt zu pflegen als unbedingt notwendig? Zudem weiß man aus der Demoskopie, dass "die Fälle trauriger Vereinsamung", d.h. Menschen mit (Persönlichkeits-)Eigenschaften, die eine soziale (Selbst-)Isolation begünstigen, sich Umfragen gegenüber häufig verschließen.

Immerhin scheinen in dem neuen Projekt mehrere Handlungsschritte angelegt zu sein:

  • Die Beschreibung der nachbarschaftlichen Verhältnisse mit allen positiven und negativen Aspekten in den Pilotquartieren; 
  • die Schaffung von mehr Überschaubarkeit (Das könnte beispielsweise durch Einrichtung von Treffpunkten oder Hilfe-Stützpunkten geschehen!) als Voraussetzung eines vertrauensvolleren Umgangs miteinander sowie 
  • die Veranstaltung von Nachbarschaftstreffen (bei sich bestätigendem Bedarf) mit dem Ziel, die Vereinsamung von Menschen zu verhindern. 
Dies wirft nun allerdings eine Reihe neuer Fragen auf:
  1. Warum muss man mittels einer aufwendigen Fragebogen-Aktion erst noch Defizite der nachbarschaftlichen Verhältnisse als Ursache von Vereinsamung erheben, obwohl die Anregung des "Projekts Nachbarschaftsquartier" bereits auf der Prämisse beruht, dass es eine nennenswerte Zahl Vereinsamter gibt, deren Situation durch veränderte nachbarschaftliche Verhältnisse am Wohnstandort zu verbessern wäre? 
  2. Welches Interesse sollten die Bewohner eines Wohngebiets, Dorfes, Stadtteils usw. haben, über die "positiven und negativen Aspekte der nachbarschaftlichen Verhältnisse" Auskunft zu geben? Sind die Verhältnisse überwiegend positiv, so ist das Projekt überflüssig. Sind diese negativ, so entsteht hieraus nicht zwangsläufig der Wunsch, mit den Nachbarn einen vertrauteren Umgang zu pflegen bzw. an Nachbarschaftstreffen teilzunehmen. 
  3. Ist mit Auskünften über die positiven und negativen Aspekte der nachbarschaftlichen Verhältnisse an den als Pilotquartier ausgesuchten Standorten das Problem der Vereinsamung bestimmter Bewohner ausreichend zu beschreiben oder gar zu lösen? 
  4. Wen will man überhaupt befragen? Alle Bewohner eines Pilotquartiers, also z.B. auch Großfamilien, die wohl kaum unter Vereinsamung leiden würden, selbst wenn sie mit ihren Nachbarn nie sprechen und ihnen bei plötzlichen Schwierigkeiten auch niemand hilft? 
  5. Wem soll das Projekt helfen? Allen, um ihre nachbarschaftlichen Verhältnisse zu optimieren, mit denen sie möglicherweise aber ganz zufrieden sind? Oder nur den Einsamen, denen durch "gute Nachbarn" geholfen werden soll, ihre soziale Isolation zu überwinden, oder denen Ansprechpartner in der Nachbarschaft (Paten, Helfer) vermittelt werden sollen? 
  6. Auf welche Mittel (finanzielle Zuschüsse, ehrenamtliche Mitarbeit) könnte im Bedarfsfall zurückgegriffen werden, um mehr Überschaubarkeit und ein angenehmeres "Nachbarschaftsklima" am jeweiligen Wohnstandort zu schaffen? 
Solche "Bedenken" im Vorfeld könnten leicht aufgelöst werden, indem man von den Kriterien ausginge, nach denen die am besten geeigneten Standorte für Pilotquartiere ermittelt werden sollen. Ich will zwei Beispiele aus dem Vogelsbergkreis beschreiben, an denen deutlich wird, dass bei geschickter Auswahl der Standorte bereits an entwickelte Strukturen bzw. ein fortgeschrittenes Planungs- oder sogar Realisierungsstadium angeknüpft und damit vorhandene Potenziale leicht mobilisiert werden können. Ich spreche von den bereits im Zusammenhang mit dem Thema "alternative Wohnformen" vorgestellten Projekten "Leben und Wohnen im Alter" (Romrod) sowie  "Siedlungsgemeinschaft Wohnpark Burgblick" in Ulrichstein.

Das Romroder Projekt "Wohnen und Leben im Alter", ein multifunktionales Pflege- und Nachbarschaftszentrum, das konzeptionell mit der Perspektive einer Modelleinrichtung antritt, die zur Reproduktion ähnlicher Häuser in der gesamten Region (Best Practice, "Erfahrungslabor") anregen soll, fokussiert bereits deutlich auf den hier skizzierten Gesamtzusammenhang der Quartiersentwicklung, wobei der Handlungsansatz in der Schaffung einer

ortsnahe[n] Einrichtung zur Beratung, Tages-, ambulanten und stationären Pflege mit fließenden Übergängen sowie als Begegnungsstätte [...] in einem leerstehenden denkmalgeschützten Gebäude
gesucht wird. Durch das
multifunktionale Haus [soll] eine Stärkung der umliegenden Ortsgemeinschaften erfolgen, indem auf kurzen Wegen und in vertrauter Umgebung auch bei zunehmendem oder zeitweiligem Pflegebedarf verlässliche Unterstützung zugesichert wird: von der Beratung und ehrenamtlichen Unterstützung bis hin zum dauerhaften Lebensmittelpunkt.
Als Träger und damit Motor der Quartiersentwicklung ist eine gemeinnützige Gesellschaft vorgesehen, zu deren Mitgliedern auch die Betreiber eines lokalen Ärztehauses sowie der örtlichen Apotheke gehören sollen. Von dieser Gesellschaft erhofft man sich Impulse für die Bildung einer Patenschaftsorganisation, die bei der Einrichtung von weiteren entsprechenden Pflege- und Nachbarschaftszentren in der Region unterstützend tätig werden könnte.

Für das Ulrichsteiner Projekt sprechen die zahlreich vorhandenen infrastrukturellen Möglichkeiten (ehemaliges Feriendorf als überschaubares Nachbarschafts-"Quartier", bewohnt von zahlreichen Altersresidenten, erhebliche Gebäuderessourcen z.B. für die Einrichtung zusätzlicher Pflegewohngemeinschaften bzw. ausreichende Grundstücksressourcen für die Errichtung von seriellen Kleinhäusern als preiswerte Alternative zum herkömmlichen sozialen Wohnungsbau, traditionelles Pflegeheim als Kooperationspartner in unmittelbarer Nachbarschaft, Freiwilligenzentrum, Bürgerbüro und Bürgertreffpunkt als engagement-fördernde Infrastruktur, die - ähnlich wie in Romrod - eine Vielzahl von Einzelprojekten auf allen Ebenen der Gesamtproblematik erlauben:

  • Organisation der Nachbarschaft im Sinne "sorgender Gemeinschaften"
  • Aktivierung Ehrenamtlicher in der Nachbarschaft nach dem Aktivpaten-Modell
  • Schaffung preiswerten Wohnraums und altersgerechter Wohn-Alternativen (barrierefreie Minihäuser, Pflege-Wohngemeinschaften, Wohnen gegen Hilfe o.ä.), 
  • Aufbau eines Angebots nichtstationärer Versorgungs- und Betreuungsdienste (ehrenamtlich und gewerblich) 
  • die mit den örtlichen Strukturen vernetzt werden können. 
Wie zur Weiterentwicklung der genannten Standorte im Sinne von Nachbarschaftsquartieren weiter verfahren werden müsste, kann an dieser Stelle nur angedeutet werden. Sowohl in Romrod als auch in Ulrichstein sind Wohneinrichtungen für ältere Menschen in das "Quartier" integriert. Damit stellt sich der Gesamtheit der Bewohner die Aufgabe bzw. bietet sich ihr die Möglichkeit, auf verschiedenen Ebenen an einer generationengerechten sozialen Infrastruktur, einem bedarfsgerechten Wohnangebot, einem wertschätzenden gesellschaftlichen Umfeld sowie wohnortnaher Beratung und Begleitung mitzuwirken. So könnten diverse Formen gemeinschaftlichen Wohnens vom "Wohnen gegen Hilfe" bis hin zur Pflege-WG angeboten, haushalts- und lebensweltnahe Dienstleistungen organisiert, Treffpunkte eingerichtet werden usw. Zwei weitere wesentliche Instrumente der Intensivierung nachbarschaftlicher Beziehungen (ein "Besuchsdienst" als ständiges Ehrenamt im Quartier sowie die sog. "Feier-Brigade" zur Veranstaltung von Kaffeetafeln, Grillfesten, Geburtstagsfeiern usw. in kleinstem privaten Rahmen) habe ich bereits im vorhergehenden Blogbeitrag beschrieben.
Ulrich Lange 

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